News article from the website www.theaterforum.de about the talk-show ‘Tee bei Sabine’ with Michel Montecrossa on 25th May 2014 at the Bosco in Gauting, Germany.
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Nach(t)kritik von Thomas Lochte, 25.05.2014
Zum Tee bei Sabine: Michel Montecrossa
Manchmal kommt es etwas anders als geplant, und das muss keineswegs als Unglück betrachtet werden: Als Sabine Zaplins Tee-Freunde sich an diesem frühen Sonntagabend in der Bar rosso einfinden, steht da ein Trucker-Typ mit E-Gitarre und singt englisch-sprachige Songs. Es ist zehn nach Fünf, und man denkt bei sich: O.k, abwarten und Tee trinken. “One more song, before we get into talking”, sagt der Trucker und singt uns noch einen – es droht, gemütlich zu werden. Dann kann Sabine doch noch zum Tee bitten, und der Sänger von eben verwandelt sich vor aller Augen in Michel Montecrossa, Cyberkünstler. Was es mit dieser selbst gewählten Einordnung auf sich hat, erschließt sich dem Publikum erst nach und nach: Montecrossa, der in der Danzigerstraße in Gauting mit einem Kollektiv die Druckerei “Miraprint” betreibt, kommt ins Erzählen. Als er zusammen mit anderen 1980 jenes Haus in der Danzigerstraße kaufte, das sich bis heute zu einer Art Kulturzentrum entwickelte, hatte er bereits Kunst, Philosophie und Psychologie studiert und seine theoretischen Erkenntnisse durch eine Weltreise erweitert. “Ich habe viele Lehrerinnen und Lehrer getroffen”, berichtet Montecrossa und meint damit Begegnungen mit Menschen, die ihn mit ihrem Weltbild tief beeindruckten. Vor allem “Mirapuri”, eine Idee zur “Befreiung der Bewusstseinsmöglichkeiten des Menschen” (Montecrossa) beeinflusste seinen weiteren Weg: “Mut zum Ideal, Mut dazu, sich aus den gewohnten Möglichkeiten heraus in Richtung auf das Ungewöhnliche entwickeln zu wollen”, beschreibt der Tee-Gast dieses Ideen-Angebot. Montecrossa spricht ruhig, klar, ausführlich – und vor allem: unaufdringlich. Die Zuhörer lauschen überwiegend still und irgendwie abwartend, was da noch kommt: Sie haben offenbar keinen Prediger vor sich, der sie zu irgendeiner Ideologie bekehren möchte – im Gegenteil: Es hört sich an wie der Zwischenbericht eines Reisenden, der sich auf seinem Weg niemandem anbiedert und der auch niemanden auffordert, den gleichen Weg zu nehmen. Montecrossa analysiert einfach den Zustand der Menschheit und leitet daraus ein ziemlich entspanntes Fazit ab: Schluss mit dem Ego-Denken und seinen Auswüchsen – es gelte für die Menschheit vielmehr, sich als Teil einer großen Gesamtheit zu erkennen: “Im Augenblick haben wir eine Menschheit, die nicht von dieser kollektiven Seele regiert wird.” Montecrossa hat dabei ganz und gar nichts gegen die individuellen Verschiedenheiten der Menschen, sie sollten sich nur nicht gegen das Interesse des “großen Ganzen” wenden. Solche Bewusstwerdung, ein erster von tausend Schritten”, so der Gast, bedeute ja “nicht mehr Konzepte, sondern dass der Mensch etwas empfindet.” Für den Nächsten, die Schöpfung, das kosmische Prinzip. Konkret unternehmerisch haben Montecrossa und Andere – in Gauting und am Lago Maggiore – dies auch schon umgesetzt: “Disziplin, Loyalität, Qualitätsbewusstsein, Teamfähigkeit” nennt er, und: “weniger egozentriertes Handeln”. Klingt sympathisch pragmatisch und so gar nicht nach Sektiererei, denkt der staunende Zuhörer. Doch allzu einfach macht es Sabine Zaplins Gesprächspartner einem auch nicht. Spricht von “Licht-Inseln”, die womöglich untereinander vernetzt dem kollektiven Bewusstsein näher kommen, zu Deutsch: von Leuten, die das verschütt gegangene Wissen von der Einheit allen Seins wieder ausgegraben haben und es zu leben versuchen. Montecrossa spricht von “gutem Wissen”, das jedes Wesen in den Tiefen seines Bewusstseins mit bekommen habe, als “ethischer Grundlage”. Zitiert einen neuropsychologischen Anastz als Beleg: “Das Empfinden der Neuronen, der einzelnen Gehirnzellen an sich, das Eigenbewusstsein jeder Zelle”. Die wahre Triebfeder allen Strebens – Neuronen? “Cyberkünstler” wäre also jemand, der nicht nur physisch-materiell agiert? Es gibt einige Zustimmung aus dem Publikum, aber auch Einwände: Was sei denn mit jenen, die vor lauter banaler Existenzsicherung gar keine Zeit für “Höheres”, für “Bewusstwerdung” haben? Food, Water, Sleep & Sex – die Grundbedürfnisse wollen schließlich erst mal gestillt sein: “Die Massenträgheit des menschlichen Kollektivs wird wohl keine sprunghafte Entwicklung ins Ungewöhnliche zulassen”, so Montecrossa realistisch, es werde um einiges länger dauern mit dem “evolutionären Impuls”, aber der werde sich unausweichlich melden. Die Menschheit, sie werde in absehbarer Zeit an ihre Grenzen stoßen, auf allen möglichen Gebieten, und so schlicht gezwungen sein, umzudenken: “Evolutionäre Bescheidenheit” stünde dem Homo sapiens jedenfalls gut an, denn “elitäres Bewusstsein ist gefährlich”. Der Mensch sei demnach als “Krone der Schöpfung” nicht nur eine eklatante Fehlbesetzung, sondern auch ein grundlegendes Missverständnis – er ist nicht mehr und nicht weniger als ein Teil des Ganzen. “In welchen Dimensionen muss man denken, um diesen hässlichen kleinen Punkt zu überwinden?”, fragt Gastgeberin Zaplin und erinnert an ähnliche Gedanken in der avantgardistischen Kunst oder der romantischen Literatur zur Überwindung des Ich. Der Gast muss nicht lange überlegen: “Ganz einfach – mehr Empathie ist nötig, Liebe – also vereinigt euch, im Kleinen wie im Großen”, sagt Montecrossa mit großer Selbstverständlichkeit. Und fügt hinzu: “Das hier ist gerade die Testphase.” Ein älterer Zuhörer drückt es mit seinen eigenen Worten aus: “Wenn man mit so großen Ideen konfrontiert wird, fühlt man zunächst die Zwänge, in denen man steckt.” Und dann entwirft er doch ein ganz ähnliches Modell von friedlicher Koexistenz. Montecrossa sagt, das sei ja “genau Mirapuri”, die spirituelle Vision von einer “Stadt des Friedens”: Offenbar funktioniere das mit dem Vernetztsein des kollektiven Bewusstseins in Gauting schon mal recht gut.

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